Kirche

HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.

Psalm 26, 8

Martin-Luther-Kirche

Der Haupteingang zur Kirche

Foto: J. Scheffler

Von der Schillerstraße aus erreicht man über den Vorplatz den Eingang zur Martin-Luther-Kirche. Zu den Gottesdiensten, Konzerten und sonstigen Veranstaltungen sind Sie alle herzlich eingeladen. Auf dem Schriftentisch rechts vom Eingang finden Sie reichlich Informationsblätter und die aktuelle Ausgabe des Gemeindebriefes. Gesangbücher stehen zur Verfügung.
Und nach den Gottesdiensten sind Sie in der Regel eingeladen, an Bistrotischen noch ein wenig zu verweilen, Kaffee oder Tee zu genießen und Gespräche zu führen.

Der Eingang zum Gemeindebüro (Zugang Schillerstraße 19)

Foto: J. Scheffler

Links neben dem Haupteingang der Kirche befindet sich zwischen Pfarrhaus links und Kirchenaußenwand rechts der Zugang zum Gemeindebüro und zu weiteren Räumen des Gemeindezentrums Brucknerstraße. Einfach dem Pfad gerade folgen, dann trifft man auf die Tür zum Gemeindebüro.
Frau van der Linden, unsere Pfarramtssekretärin, ist dort zu erreichen:
Mo, Mi Fr von 15 - 18 Uhr.

 

Der Eingang zum Gemeindezentrum Brucknerstraße

Foto: J. Scheffler

Von der Brucknerstraße aus ist der Zugang zum großen Gemeindesaal und zu den weiteren Gemeinderäumen (Kaminzimmer, Konfirmandenraum) zu sehen. Rechts neben der weißen Eingangstür befinden sich die Fahrradabstellplätze.

Neubau der Kirche und des Gemeindezentrums (Foto: Archiv)

Die Baugeschichte

Seit dem Jahr 1957 gab es Pläne zur Errichtung einer eigenen evangelisch-lutherischen Kirche in der Hamelner Nordstadt.

Zunächst hielt der Nordbezirk der Marktkirchengemeinde St. Nicolai seine Gottesdienste in der Aula der Pestalozzi-Schule ab.
Der Grundstein eines neuen Kirchbaus wurde dann am 30. Oktober 1960 gelegt.

Am 3. Juni 1962 konnte die Martin-Luther-Kirche schließlich  eingeweiht werden. Der Entwurf des gesamten Gemeindezentrums stammt von Professor Dr. Wolfgang Rauda aus Hannover, der auch den Bau ausführen ließ.

Der Innenraum

Man betritt die Kirche von der Ostseite her. Der Eingang liegt so, daß der Blick bei geöffneten Türen bereits von draußen bis zum Altar reicht. Der Besucher fühlt sich eingeladen näherzutreten.

Der Altarraum liegt im hellen Licht eines Fensters, das die volle Höhe der südlichen Seitenwand erreicht. Im übrigen bleibt der Innenraum eher dunkel. Denn das übrige Licht kommt vorwiegend nur durch zwei schmale Fensterbänder, die beide Längsseiten zum Dach hin abschließen.

Der Fußboden ist zudem aus schwarzen Schieferplatten gefügt. Der Blick fällt also aus einem gedämpften Raum ins Licht auf das Kreuz des Altars und den Christus des Reliefs. Man kommt aus dem Dunkel zum Licht, zur Offenbarung Gottes in Christus. 

Die Glocken

Foto: Archiv

Der freistehende Kirchturm birgt vier Glocken, die in der Werkstatt der Gebrüder Rincker in Sinn/Dillkreis gegossen wurden. Sie sind auf die Tonlagen b', c", es" und f" gestimmt und tragen jede den Namen einer Stadt der Reformation: Eisenach, Eisleben, Wittenberg, Erfurt.

Darüberhinaus haben sie je eigene Inschriften: 
,,Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!" (Christusglocke),
,,Fürchte dich nicht, glaube nur!" (Sterbeglocke), 
,,Herr, lehre uns beten!" (Betglocke) und
,,Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort" (Taufglocke).

Bereits am 17.12.1961 wurden sie ihrer Bestimmung übergeben. Seither ruft die Betglocke auch jeden Abend um 21 Uhr zum stillen Gebet. Nur samstags wird schon um 18 Uhr der Sonntag eingeläutet.

 

 

Die Kirche aus verschiedenen Perspektiven

Foto: J. Scheffler

Auf dem Kirchturmdach fehlt die Krone und die Weltkugel. Durch einen Sturm waren sie 2018 heruntergeweht worden.

Foto: J. Scheffler
Foto: Archiv

Die Turmkrone mit der Weltkugel

Foto: Axel Kaldasch

Der schlanke Turm der Martin-Luther-Kirche trägt an der Spitze statt des sonst üblichen Kreuzes oder Hahns eine kleine Kugel und eine tulpenförmig geöffnete goldfarbene Krone.  
Durch einen Sturm wurde die Krone im Jahr 2018 heruntergerissen. Am 22. März 2019 ist nach dem alten Vorbild eine neue Kugel und Krone aufgebracht worden. 
Symbolisch stellt die Kugel den Erdball dar. Die darüber angeordnete Krone steht sinnbildlich als Zeichen für die Herrschaft Christi über die Welt.

 

Foto: Axel Kaldasch
Foto: Axel Kaldasch
Foto: Axel Kaldasch
Foto: Axel Kaldasch
Foto: Axel Kaldasch
Foto: Axel Kaldasch
Foto: Axel Kaldasch

Der Altar

Foto: M. Scheffler

Der Altar mit dem darüberhängenden Relief und der Taufstein stammen von dem Bildhauer Siegfried Zimmermann aus Hannover.
Als Ecksteine sind Altar und Taufstein aus Muschelkalk gefertigt.
Die Altarwand ist verputzt und weiß gestrichen. Sie soll das Vorläufige oder auch das Weiterführende des gottesdienstlichen Geschehens symbolisieren.
Der Plattenbelag des Fußbodens und die Treppen sind aus norwegischem Quarzit.
Als Abgrenzung ist der Fußboden des Kirchenschiffes mit Schieferplatten belegt. So ergibt sich ein guter Kontrast zu den Innenwänden der Kirche, die aus holländischen Handstrichsteinen verklinkert sind. 

Das Relief

Relief: Jesus und seine Jünger beim letzten Abendmahl Foto: M. Scheffler

Über dem Altar hängt an zentraler Stelle ein Relief. Es zeigt Jesus beim Abendmahl im Kreis seiner Jünger um einen Tisch mit Brot und Kelch.
Jesus scheint zu stehen. Jedenfalls ist er größer als seine Jünger. Auf ihn kommt es an. Er ist der Gastgeber. Seine ausgestreckten Hände machen die Bewegung des Schenkens. Sie weisen auf Brot und Kelch und erinnern daran: Unser Abendmahl mit seinen Gaben kommt von ihm.
Die Darstellung faßt verschiedene Zeiten und Ebenen zusammen. Jesu Hände sind durchbohrt, er ist also bereits der Gekreuzigte.
Sein Kopf trägt eine Krone und den Strahlenglanz des Siegers, er ist also auch der Auferstandene, den Gott bestätigt und zu sich geholt hat.
Als der erhöhte Herr ist er im Abendmahl der Gemeinde gegenwärtig.
Seinen letzten Worten entsprechend repräsentieren das Brot ihn und der Kelch den Bund Gottes mit den Menschen, der durch ihn eine neue, weitere Grundlage erhalten hat.
Die Jünger sitzen um einen runden Tisch. Kein Tisch ist gemeinschaftsfreundlicher. Niemand gerät an den Rand, ins Abseits.
Alle Christen gehören dazu, wer sie auch immer und wo sie auch immer sind. Dementsprechend symbolisiert der runde Tisch die Erde.
Die Haltung der Jünger ist unterschiedlich: teils schauen sie zu Jesus auf, teils blicken sie mit ihm, teils richtet sich ihr Blick auf seine Gaben, teils haben sie ihre Hände empfangend ausgestreckt.
Auf ihn schauen und mit ihm schauen - das ist das Kennzeichen des Jüngers.
Einer fehlt: Judas lscharioth. Damit ist vorn im Jüngerkreis ein Platz frei. Und jeder Betrachter kann sich eingeladen fühlen, diesen Platz zu besetzen.
So weitet sich der Kreis der Jünger und schließt uns mit ein. Und in jedem Abendmahl setzt sich etwas von der Gemeinschaft mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn fort. Im Wechsel der Zeiten versammelt er weiterhin die große Familie Gottes.

 

Die Orgel

Die Bauphase der Orgel Foto: Archiv

Die Orgel unserer Kirche wurde im Jahr 1963 von der Firma Führer aus Wilhelmshaven errichtet.

Es handelt sich um eine "mechanisch angespielte Schleifenladenorgel mit mechanischer Registertraktur". 

Foto: Archiv

Die Orgel besteht aus drei getrennt aufgebautenn Werken in jeweils eigenen Gehäusen: dem Hauptwerk, dem Rückpositiv und dem Pedalwerk.

Die Orgelpfeifen bestehen aus wertvollen Zinnlegierungen. Daher der gute Klang aller Register. Hinzu kommt die gute, auch auf die Orgel extra abgestimmte Akustik im Kirchenraum. 

Foto: Archiv

"Abschließend kann ich sagen, es ist eine der schönsten Orgeln, die ich in der letzten Zeit kennengelernt habe! Möge sie lange ihren Dienst zur Ehre Gottes tun können!" 

Urteil aus einem Gutachten aus dem Jahr 1964 von Fritz Meinken, Orgelpfleger im Kirchenkreis Hameln-Pyrmont.

Die Taufkapelle

Die Taufkapelle ist um einige Stufen vertieft angeordnet. Die Besucher der Taufkapelle sind daher genötigt, hinunterzusteigen. Symbolisch ein Hinweis darauf, dass in den urchristlichen Gemeinden die Taufe als Untertauchen vollzogen wurde. Zum Angedenken an die Getauften eines Kirchenjahres ist ein hölzerner Taufbaum aufgestellt. Dort können Besucher die Fotos der neuen Gemeindemitglieder betrachten und ihre Namen erfahren.

Die Buntglasfenster

Altarraum: Türen und Fenster Foto: M. Scheffler

Das Altarfenster und die beiden Lichtbänder unter dem Dachansatz sind farbig getönt. Man erkennt in ihnen Türen und Fenster, durch die der Blick in das Blau des Himmels geht. Sie deuten das himmlische Jerusalem an und veranschaulichen das Bibelwort:

,,In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen" (Joh 14,2)

In der Nordwand der Kirche neben dem Aufgang zur Empore beginnt eine Folge von fünf Fenstern. Sie sind aus belgischem Dickglas gearbeitet. Jedes einzelne Glasstück ist nach Vorlage gegossen und dann in Beton eingefügt worden. Sie bilden große Themen des christlichen Glaubens ab: Verheißung, Offenbarung, Gnade, Gericht, Taufe. Zugrunde liegen jeweils alttestamentliche Texte, die von Christus her gedeutet sind.

Verheißung

VERHEISSUNG

Im Buch des Propheten Jesaja ist von einem Stumpf die Rede, aus dem neues Leben hervorgehen werde. In der Person Jesu hat sich diese prophetische Verheißung erfüllt. Jesus als ein Nachkomme Davids aus dem Stamm Isais brachte neue Lebensmöglichkeiten. Seine Kreuzigung ermöglicht uns neue Anfänge.

Dabei sollten wir nie vergessen, dass unser Glaube seine Wurzeln im Judentum hat. Über den Beginn der Geschichte des Bundes Gottes mit den Menschen erfahren wir in der Hebräischen Bibel, im Alten Testament. 

Verheißung

ERSTES Fenster: VERHEISSUNG

Das erste Fenster geht von der prophetischen VERHEISSUNG aus: ,,Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen" (Jesaja 11,1).
In stilisierter Form wächst eine Rute aus einem Baumstumpf auf, der sich im Erdreich in ein Wurzelwerk verzweigt. Der Baum ist gefällt. Aber die Wurzeln haben ihre Kraft nicht verloren. Der Stumpf schlägt wieder aus und bringt einen neuen Trieb hervor.
Die Rute teilt sich in drei in Kreuzform voneinander weg strebende Enden, die in grün/gelbe Blätter auslaufen.
Diese Darstellung deutet das Jesajawort auf Jesus Christus und sein Kreuz. Umfangen wird das Ganze von der Aura Gottes, dargestellt als Sonne mit ihren Strahlen, die den neuen Trieb einhüllen.
Gott hat mit seinem Volk immer wieder neue Anfänge machen müssen. Das zeigt die Geschichte des Gottesbundes im Alten Testament deutlich.

Aber die Propheten haben stets auch die Hoffnung genährt, dass seine Geschichte mit den Menschen nicht ganz abreißen würde, dass sie vielmehr in dem Werk eines besonderen Gesandten neuen Auftrieb erhalten und ,Frucht bringen' würde. Christen glauben, dass diese Verheißung sich in Jesus Christus erfüllt hat. Er war ein Nachkomme Davids, und David war der Sohn des erwähnten lsai.
Aber gerade auf dem Hintergrund der verhängnisvollen Geschichte zwischen Juden und Christen muss bewusst bleiben: Jeder neue Trieb wurzelt in einem alten Stamm. Jesus ist aus dem Judentum hervorgegangen.
Ohne die Vorbereitung, die der Glaube in einer jahrhundertelangen jüdischen Geschichte gewonnen hat, würden wir heute nicht an Jesus Christus glauben.

Offenbarung

OFFENBARUNG

GOTT offenbarte sich Mose im Zusammenhang mit einem brennenden Dornbusch. Er gab ihm den Auftrag, seine hebräischen Mitmenschen aus dem Frondienst in Ägypten herauszuführen. Die Dornenkrone Christi bildet die Verknüpfung zur Offenbarung Gottes in Jesus Christus – gültig für uns Menschen heute. 

Offenbarung

ZWEITES Fenster: OFFENBARUNG

Mose war vor der Rache der Ägypter nach Midian geflohen und hatte hier Fuß gefasst. Er hütete die Schafe seines Schwiegervaters Jitro. Eines Tages trieb er die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Hier sah er einen Busch wie in Feuer getaucht, ohne dass die Flammen ihn verzehrten.
Als Mose sich näherte, hörte er eine Stimme, die ihn aufforderte, die Schuhe auszuziehen, denn er betrete heiliges Land. Und Gott offenbarte sich ihm als der Gott seiner Väter, er berief ihn zu seinem Boten und gab ihm den Auftrag, seine hebräischen Brüder und Schwestern aus dem Frondienst in Ägypten herauszuführen (2.Mose 3).
Mose erfuhr hier auch den Namen Gottes: Jahwe. Übertragen bedeutet dieser Name etwa: „Ich bin, der ich bin". Gott offenbart und verbirgt sich damit zugleich. ,,
Ich bin, der ich bin", das bedeutet einerseits: ,,Ihr könnt euch auf mich verlassen, ich bin mit euch". Andererseits wahrt Gott sein Geheimnis. Er erklärt sich mit sich selbst.
Der brennende Dornbusch füllt das ganze Fenster. Aber sein Feuer ist nicht Gott selbst. Gottes Aura schwebt darüber und entzieht ihn der sichtbaren Welt. Er ist immer nur in seinen Wirkungen erkennbar. Eine Wolke verhüllt ihn zusätzlich. Das soll darauf hinweisen, dass Gottes Offenbarung in vorchristlicher Zeit noch nicht zu ihrer letztmöglichen Klarheit gefunden hat.
Mose hat vor dem Dornbusch die entscheidende Begegnung seines Lebens gehabt. Er wurde aus einem Schafhirten zum Führer des Volkes Israel, und die Geschichte des Gottesbundes bleibt für immer mit seinem Namen verknüpft.
Er hat nach der biblischen Überlieferung die zehn Gebote verkündigt. Bei genauem Hinschauen erkennt der Betrachter in der Gestalt des brennenden Dornbuschs die Dornenkrone Christi. Beide Darstellungen sind aufeinander hin gestaltet. Mose und Christus ergänzen sich gegenseitig.

Gnade

GNADE

Jesus Christus ist die Grundlage unserer christlichen Gemeinschaft. Sein Leiden ist symbolisch durch das Kreuz und die roten fünf Wundmale dargestellt. Gott verdanken wir, dass strahlendes Licht hervorsticht. Seine Gnade ist seine Gabe an uns. 

DRITTES Fenster: GNADE 

Dieses Kirchenfenster wird nur von einer neutestamentlichen Deutung her zugänglich. Es zeigt zunächst vier auf die Spitze gestellte Rhomben, die in der Form des Antoniuskreuzes (T-Form) angeordnet sind. Dadurch entsteht auch hier ein Bezug zum Kreuz Christi, der durch die fünf eingeschlossenen roten Steine noch unterstrichen wird. Sie vergegenwärtigen die fünf Wundmale Christi. Dementsprechend schließt die untere Figur an der Stelle der Füße Christi zwei rote Glassteine ein.

Diese Darstellung hat sich von zwei alttestamentlichen Worten inspirieren lassen: ,,Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein" (Jes 28,16), und: ,,Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden" (Psalm 118,22).
Besonders das letzte Wort ist schon in urchristlicher Zeit auf Jesus Christus bezogen worden. Er ist von Gott zum Grundstein des Baus seiner Kirche gemacht worden. Dieser Gedanke hat die Ausführung des Kreuzes beeinflusst.
Das Kreuz selbst ist weitgehend aus weißen Glassteinen gefertigt und macht dadurch einen hellen, freundlichen Eindruck. Es ist zudem umflossen von den Strahlen des Lichtes Gottes, die ähnlich wie beim ersten Kirchenfenster die Darstellung einhüllen. Atmosphärisch ist dieses Glasfenster das Strahlendste. Das entspricht ganz seinem Thema GNADE.

Jedes Haus braucht ein Fundament. Übertragen auf eine menschliche Gemeinschaft gilt auch hier: Sie braucht eine Grundlage, auf der sie bauen kann. Jeder Mensch braucht in diesem Sinn eine Basis, die ihn trägt.
Unser drittes Kirchenfenster möchte vermitteln: Jesus Christus, der Gekreuzigte, ist die Grundlage unserer christlichen Gemeinschaft, unseres Lebens, und diese Grundlage verdanken wir Gott. Sie ist nicht das Ergebnis eigener Leistung, sondern seine Gabe.

Der Grund ist gelegt. Bauen wir darauf weiter in Glaube, Hoffnung, Liebe!

Gericht

GERICHT

Im Laufe der Geschichte des Volkes Israel wurde der Tempel in Jerusalem gleich zweimal zerstört: 587 v. Chr. und 70 n. Chr.
Auch in der Geschichte des Christentums gab es verheerende Zerstörungen von Kirchengebäuden. Erschreckend erscheinen Gottes Wege in der Geschichte. Wenn Gott es zulässt, dass der Mittelpunkt des religiösen Lebens zerstört wird, können diese Ereignisse nur als Gottes Gericht gedeutet werden.
Will er damit vor falscher Selbstzufriedenheit warnen und zur Umkehr mahnen?

VIERTES Fenster: GERICHT 

Der erste Eindruck vor diesem Fenster ist ein Durcheinander von Steinen und züngelnden Flammen. Bei genauerem Hinschauen sind mehrere, aus Steinen geschichtete Mauerbrocken zu sehen, und man stellt sich vor, dass hier ein Bauwerk zusammenstürzt und von den Flammen gefressen wird.

Thema dieses Fensters ist: GERICHT. Seiner Darstellung zugrunde liegt die prophetische Klage: ,,Das Haus unserer Heiligkeit und Herrlichkeit, in dem dich unsere Väter gelobt haben, ist mit Feuer verbrannt, und alles, was wir Schönes hatten, ist zuschanden gemacht" (Jesaja 64,10).
Der Prophet hat um 530 v. Chr. gewirkt und blickt auf die Eroberung Jerusalems und die Zerstörung des Tempels im Jahr 587 durch den neubabylonischen König Nebukadnezar zurück.
Unter dem Eindruck dieses Ereignisses begreift er den Weg seines Volkes als einen Weg der Schuld. Er trauert an der Stätte, die einmal bessere Tage gesehen hat und die den lsraeliten Mittelpunkt ihres Lebens mit Gott war. Das Schicksal des Tempels bleibt nicht ein freischwebendes Verhängnis, sondern wird als Gericht Gottes gedeutet. Das entspricht ganz dem biblischen Zusammenhang.
Es findet seinen künstlerischen Ausdruck in dem unteren Sonnenrand, von dem diesmal keine Strahlen ausgehen. Gott hat sich zurückgezogen, sein Segen hat sich ins Gegenteil gekehrt.
In der Folge unserer Kirchenfenster geht es dabei nicht nur um die Vernichtung des ersten Tempels, sondern auch um die des zweiten Tempels im Jahre 70 n. Chr.
Erinnert sei auch an die Zerstörung unserer Mutterkirche St. Nicolai am Ende des 2. Weltkriegs. Gottes Gericht verschont sein eigenes Haus nicht. Es gibt Brüche in seiner Geschichte mit uns Menschen.
Das soll eine Warnung zur Umkehr sein und falscher Selbstzufriedenheit vorbeugen. Gott ist nicht der ,,liebe" Gott, der zu allem schweigt. Er kann auch hart zufassen. Das erschreckt uns. Wir wünschen uns einen Gott, der uns die Steine aus dem Weg räumt und unsere Schwächen trägt. Aber so erfahren wir es nicht immer.
Und manchmal bleibt nur die Frage, die an das Jesajawort anschließt: ,,Herr, willst du bei alledem noch zögern und uns so sehr niederschlagen?"

Taufe

TAUFE

Durch die Taufe Jesu und durch den neuen Geist Gottes in der Welt gibt es für uns Menschen Vergebung von Schuld und neue Lebensmöglichkeiten. Aber wir Menschen stehen immer auch in der Gefahr, vom Bösen (der grünen Schlange) erfasst zu werden. Und das äußert sich dann darin, dass wir als Menschen uns von Gott entfernen und ihm ungehorsam sind.

FÜNFTES Fenster: TAUFE

Das fünfte Fenster ist das letzte in der Reihe und bildet den hinteren Abschluss der Taufkapelle. Der Taufraum ist gegenüber dem Altarraum um einige Stufen vertieft angeordnet. Wer ihn betritt, wird dadurch genötigt hinunterzusteigen.
Das erinnert an die Urchristenheit, die ihre Täuflinge in fließendem Wasser untertauchte. Die Decke des Taufraums ist nach oben hin durchbrochen und wirkt so transparent.
Man kann an die Taufe Jesu denken, von der es heißt dass über ihm sich der Himmel auftat und er die Stimme hörte: ,,Du bist mein lieber Sohn" (Markus 1,10 + 11).
Im unteren Teil des Tauffensters windet sich die Schlange. Sie spielt ihre Rolle in der Geschichte vom Sündenfall (1. Mose 3). Durch diese Geschichte ist die Schlange zum Symbol der Versuchung und des Bösen geworden.
Unsere Welt ist nicht so, wie sie sein soll. Es geht ein Riss durch sie hindurch, denn der Mensch hat sich von seinem Gott entfernt und ist ihm ungehorsam geworden. Ihre wahre Gestalt findet sie erst im Reich Gottes. Über der Schlange erhebt sich das Kreuz Christi. Ihm sind Wasserlinien eingezeichnet. Damit soll angedeutet werden, dass sich in Jesus Christus die prophetische Erwartung erfüllt, dass Gott seinen Geist gibt: ,,
Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre; ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen" (Jes 44,3).
Durch Jesus ist ein neuer Geist in die Welt gekommen. In ihm sind die Vorzeichen der neuen Welt Gottes erschienen. Und die Taufe sagt dem Christen, auf welche Seite er gehört: nicht auf die Seite der Schlange, sondern auf die Seite des Kreuzes.
Zwar sind wir aus dem Bösen noch nicht wirklich heraus, aber Gott hat uns die Brücke der Vergebung und der Liebe Christi gebaut. Über diese Brücke zu gehen ist uns tägliche Aufgabe.